Altersgerecht wohnen: Bedarf wächst.
Nur fünf Prozent aller Seniorenhaushalte erfüllen die Anforderungen
Krankheit oder Behinderung kann selbstständiges Leben daheim erheblich einschränken. Die Hoffnung, dass es einen selbst trifft, hindert viele daran, sich mit dem Thema barrierefreies Wohnen auseinanderzusetzen.
Doch älter werden alle, ob mit oder ohne Behinderung. Die Folgen natürlicher Alterungsprozesse ist eines Tages das Pflegeheim. Studien belegen: Dorthin möchte eigentlich niemand. Zu Hause wohnen bedeutet Selbstbestimmung und Lebensqualität. Das Kuratorium Deutsche Altenhilfe untersuchte in einer aktuellen Studie 1000 Seniorenhaushalte. Bei etwa 75 Prozent der Befragten ist der Zugang zur Haustüre nur über Stufen erreichbar, und gerade mal 15 Prozent der Bäder verfügt über bodengleiche Duschen. Insgesamt können nur fünf Prozent der Seniorenhaushalte als „altersgerecht“ bezeichnet werden.
Richtig umbauen
„Altersgerecht“ meint hier minimalste Anforderungen an Barrierefreiheit. Es gibt also dringenden Handlungsbedarf und dieser wird noch wachsen. Einerseits sind Länder und Kommunen gefragt, Förderungen zweckgebunden in den Aus- und Umbau von barrierefreien und rollstuhlgerechten Wohnraum vorzunehmen, andererseits ist der Einzelne selbst in der Verantwortung, hier im Sinne der Prävention Vorsorge zu beitreiben. Eigentümer von Wohnraum sollten bei jeder Umbaumaßnahme Barrierefreiheit, wie zum Beispiel den Einbau breiterer Türen, als Gestaltungsprinzip berücksichtigen. Bodengleiche Duschen sind modern und den Komfort des Aufzuges genießen alle. Von Rampen und ebenerdigen Hauseingängen profitieren Menschen in jeder Lebenslage.
An morgen denken
Diese Vorteile müssen auch Eigentümern vermittelt werden, die Wohnraum vermieten. Gerade Mietern ist die selbst finanzierte Umgestaltung nur selten möglich und es bleibt das Risiko, dass der Vermieter von seinem Recht Rückbau bei Auszug Gebrauch macht. Förderprogramme und Leistungen, zum Beispiel der Pflegekasse, sind oft nicht ausreichend. Hier muss ein neues Bewusstsein geschaffen werden. Heute schon an morgen denken – das kennen wir von Versicherungen oder Arztbesuchen. Warum dann nicht auch da, wo wir alle gerne alt werden möchten?
Quelle: VdK Zeitung Ausgabe April 2013
Barrierefreiheit bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch eine Gestaltung der baulichen Umwelt in der Weise, dass sie von Menschen mit Behinderung und von älteren Menschen in derselben Weise genutzt werden kann wie von Menschen ohne Behinderung.[1] Im außerdeutschen Sprachgebrauch wird dieser Zustand eher als „Zugänglichkeit“ (engl.: Accessibility, span.: Accesibilidad, frz.: Accessibilité) bezeichnet. Eine ältere und zunehmend ungebräuchlich werdende Benennung im deutschen Sprachraum für den Sachverhalt ist der Begriff behindertengerecht, der nicht die universelle Zugänglichkeit und Benutzbarkeit für alle Menschen ausdrückt.